Ihr habt die Wahl – aber nur virtuell…

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Wir, die Kinder und Jugendlichen in der Stadt Lüneburg dürfen wählen, aber zunächst nur ohne direkte Wahlauswirkungen. Virtuell, sozusagen!

Die Aktion des Stadtjugendrings, die von den Falken als Mitglied im Stadtjugendring unterstützt wird, ist ein erster Schritt. Sie soll deutlich machen: Es gibt keine Politikverdrossenheit – schlimmstenfalls eine PolitikerInnen-Verdrossenheit. Die Reaktionen auf die Wahlveranstaltung für unter 18-jährige ist durchweg positiv! Wie die heutige Landeszeitung aus Ihren Facebook-Kommentaren berichtet, sprechen sich viele LüneburgerInnen sogar dafür aus, das reale Wahlalter deutlich zu senken.

Und warum auch nicht?

Die Stadt Lüneburg hat es sich auf die Fahnen geschrieben, Kinder und Jugendliche zu beteiligen. Es wurden so genannte Partizipationsprojekte in drei Stadtteilhäusern ins Leben gerufen – okay, davon merkt man noch nix – aber der unbändige Wille der Stadt Lüneburg dazu ist ja allemal spürbar: Kinder sollen ihre Ideen bei der Spielplatzgestaltung erzählen – okay, die meisten Wünsche sind vor dem Hintergrund des gedeckelten Haushalts unrealistisch – aber schön, dass wir mal drüber gesprochen haben!

Auch die bewegte Geschichte eines Horts der jugendlichen Betätigung kann uns ja viel über die alte Hansestadt erzählen: von 1957 bis 1962 haben sich junge Menschen in der Stadt Lüneburg ein eigenes Haus erstritten. Sollte es zunächst im damals sehr heruntergekommenen „Glockenhaus“ entstehen, wurde es dann später in der alten Feuerwache in der Katzenstr. 1 feierlich eröffnet. Der damalige Stadtjugendring kämpfte darum, mit Zähnen, Klauen und einigem Verhandlungsgeschick.

Nun, 50 Jahre später – die Zahl der jungen Menschen schrumpft sich zu Tode, die Schule macht sich auf den Weg den gesamten Tag und fast jede Minute der kostbaren Freizeit einzunehmen – wer will da noch ein ganzes „Haus der Jugend“?

Der demografische Wandel schlägt zu und es ist eher angesagt, schöne (und für junge Familien unbezahlbare) Wohnungen im Stadtkern einzurichten. Das „Haus der Jugend“ war einmal und jeder Widerstand gegen diesen Raubbau an Jugendräumen scheint zwecklos. Die wenigen Jugendverbände, die das Haus noch mit einem Büro / Gruppenraum zieren, die kann man auch an den Stadtrand drängen… Das Kaufhaus Lüneburg floriert.

Aber was sagen die Kinder dazu? Das haben wir schon vor 2 Jahren mit dem Projekt „Kinderleben findet Sta(d/t)t“ versucht mit der Kindergruppe „Turmfalken“ heraus zu bekommen. Das Ergebnis ist ernüchternd: Die Innenstadt Lüneburgs wird von den Kindern nicht als interessant empfunden. Sie haben sich unzählige Orte angesehen – ja, okay, die Spielgeräte in der Bäckerstraße wurden auch bespielt… – aber insgesamt war das Urteil vernichtend: „In die Stadt geht man doch nur zum Einkaufen – und dies meist nur mit den Eltern“, so das stellvertretende Resümee eines Gruppenmitglieds.

Na, da können die Verantwortlichen sich ja freuen, dass die jungen Menschen nicht schon mitwählen dürfen.

Aber gespannt können wir trotzdem auf dieses virtuelle Votum sein – auch wenn es die Prozentpunkte des offiziellen Wahlergebnisses nicht verändert.

1 Kommentar

    • Hubertus Heinrich auf Mittwoch, 19. Dezember 2012 bei 11:28

    Da werden Einige merken, dass sie bekommen was sie verdienen. Mit Machtverlust kommen ja die Wenigsten klar!

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