Stunk im Stadtteil um die Frommestraße!
Nachdem am Dienstagmorgen um 6 Uhr die Schwerlastkräne angerollt und bereits davor die Polizei mit massiven Kräften den Stadtteil unsicher gemacht hat, formierte sich eine Mahnwache aus gut 30 AnwohnerInnen. Sie demonstrierten friedlich gegen die völlig unnötige Abholzung des Baumbestandes auf der umstrittenen Fläche. Denn eine Baugenehmigung gibt es für die Würfel noch gar nicht.
Da sollen wohl Tatsachen geschaffen werden, damit die seit Jahrzehnten klaffende Lücke der ehemals geschlossenen, Gründerzeitbebauung rasch und profitbringend geschlossen werden kann.
Peinlich nur, dass die lokale Landeszeitung (wie leider schon so oft) diesen legitimen Protest der AnwohnerInnen mit Falschmeldungen verunglimpft. In dem redaktionellen Artikel mit Foto der Mahnwache war die Rede von „Bedrohung der Kranführer“.
Ein Anruf bei der Firma, die den Kran zur Verfügung gestellt hat zeigte: Es wurde niemand bedroht, es fühlte sich auch niemand bedroht!
Nun, am heutigen Donnerstag, druckt die Landeszeitung auf Seite 4 einen kleinen Hinweis ab, indem einer der Initiatoren des Protestes zitiert wird und klarstellt, dass es weder zu Bedrohungen gekommen ist, noch dass der Protest unfriedlich war.
Aber leider ist das Kind mit dem Hauptartikel vom Mittwoch bereits in den Brunnen gefallen.
Zum Hintergrund:
Die ehemalig geschlossene Wohnbebauung in der Frommestraße besteht aus zum Teil gründerzeitlichen, alten Häusern, die durch das Lüneburger Senkungsgebiet stark bedroht sind. In den Häusern gibt es teilweise von der Straßen- bis zur Gartenseite einen Höhenunterschied von einem Meter. BewohnerInnen fertigen sich eigens Tische und Stühle an, damit die Kaffeetasse auf dem Tisch bleibt.
Die Frommestraße war Jahrzehnte lang der Rote Punkt des Senkungsgebietes. Genau hier verläuft die Hauptverwerfungslinie, sozusagen die Abbruchkante.
Dies führte bereits in der Vergangenheit zum Einsturz einiger Häuser, wodurch sich eine Bebauungslücke ergab, die durch Garagen und einen Bungalowbau auf einer Massivgründung locker gefüllt wurde. Es entstanden auch kleinere und größere Grünflächen auf denen seit über 40 Jahren Bäume wuchsen. Ein Anwohner hat nach der Fällung einer Douglasie die Jahresringe gezählt: „Der Baum war mindestens 43 Jahre alt.“
Klotzig und protzig…
Vor zirka einem Jahr wurden die Pläne des Lüneburger Bau-Magnaten Sallier bekannt, diese Lücke schließen zu wollen. Das beauftragte Architekturbüro legte einen Entwurf vor, der viele Menschen in diesem Stadtteil und darüber hinaus die Hände über dem Kopf zusammen schlagen ließ. Klotzig und protzig kommen die überdimensionierten Legowürfel mit Glasfassade daher, wollen sich so gar nicht mit der bestehenden Wohnbebauung arrangieren.
Verscherbelt und veredelt…
Aber damit noch nicht genug. Die BürgerInneninitiative befürchtet, dass dieses gewachsene Viertel nun „veredelt“ werden soll. Denn die Eigentumswohnungen werden nicht billig verscherbelt werden. Es wird eine neue, vielleicht auch neureiche Klientel angezogen, die wiederum so gar nicht in den Stadtteil passen will. Hier wohnen viele Studierende, Familien mit Kindern und viele ältere Menschen, die in den letzten Jahren zu einer sehr solidarischen Gemeinschaft zusammengewachsen ist.
Dazu gehört nicht nur der Toto-Lotto-Bäcker von Anja Langhagen, der so etwas wie ein moderner „Tante-Emma-Laden“ ist, dazu gehört auch das seit 25 Jahren ansässige „Café Klatsch“, der CroqueDrive und seit 2006 auch unser Falken-Laden.
Alles Neu macht der… Sallier
Als besonders gefährlich wird aber eingeschätzt, dass dieser massive Neubau direkt auf der Hauptverwerfungslinie gebaut werden soll und mit seiner Masse wahrscheinlich in kurzer Zeit zu massiven Schäden an der Bestandsbebauung führen wird. Auch wenn die Architekten zum Schutz des Neubaues Nivellierungselemente unter das Fundament bringen, werden doch die anderen Gebäude in Mitleidenschaft gezogen werden.
Auf einer Infoveranstaltung der Stadt Lüneburg, in der die AnwohnerInnen vor vollendete Tatsachen gestellt und das Bauprojekt in schillernden Farben hochgelobt wurde, war die Rede von „Probebohrungen“, mit denen der Baugrund untersucht worden sein soll. Merkwürdig nur, dass sich niemand an diesen Vorgang erinnern kann. Niemand hat in der Vergangenheit Bohrkräne oder ähnliches Gerät auf diesem Grundstück gesehen… und die AnwohnerInnen sind sehr sensibilisiert.
Die Befunde dieser angeblichen Bohrungen sind dann auch so, wie man es erwarten durfte: „Alles in Butter!“, der Untergrund ist stabil und tragfähig –bis in 15 Meter Tiefe–. Was nur, wenn sich die Senkung in tieferen geologischen Schichten abspielt?!
Alles kein Problem, so die Boden- und Gebäudegutachter: Die Spannungsfeldlinien eines solchen Bauwerkes breiten sich in keine tieferen Schichten aus…
Auch wurde im Rahmen dieser Veranstaltung gelogen und getrickst: Die Hauptverwerfungslinie, die direkt durch das geplante Bebauungsgrundstück geht, wurde mal eben um rund hundert Meter verschoben… Alles paletti, alles kein Problem!
Wir sehen mit Sorge, dass hier der Neubau dieses Stadtteils geplant und vorangetrieben wird. Denn wenn dieser Neubau stattfindet, wird die Bestandsbebauung gefährdet. Weitere Abrisse oder gar Einstürze von Altbauten sind vorprogrammiert. Und was auf diese Baulücken folgen wird, ist auch absehbar!
Sallier schaltet seit einiger Zeit ganzseitige Anzeigen in der Landeszeitung. Da ist es nicht verwunderlich, dass die „Störenfriede der BürgerInneninitiative“ in der Lokalzeitung nicht ganz so hofiert werden, wie die Pläne eines großen Anzeigenkunden???
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[…] es gibt nicht nur ästhetische Gründe der Kritik. Ganz vorn an stehen massive Bedenken über den Baugrund. Der massive und schwere Bau soll direkt auf der Grenze des Senkungsgebietes stehen. Dieser Umstand […]