Lüneburg. [gög] “Heute ist ein guter Tag für die Kinder in Niedersachsen” freute sich SPD-Fraktionsvize Uwe Schwarz im Niedersächsischen Landtag, nachdem vorgestern einzelne Kinderrechte in die Landesverfassung aufgenommen wurden.
“Dies ist ein lange überfälliger Schritt“ sagt Georg Gunkel-Schwaderer, der als Bildungsreferent in einem Medienprojekt der SJD – Die Falken in Lüneburg tätig ist. „Und das Land Niedersachsen ist damit schon einen Schritt weiter als z.B. die Bundesregierung, die sich zu einem solchen Vorstoß noch nicht durchringen konnte!“
Leider werden nur einzelne Rechte für Kinder aus der UN-Kinderrechtskonvention herausgepickt. Stellt man sich die UN-Kinderrechtskonvention als Haus vor, so ruht das Dach dieses Hauses (Das „Kindswohl“) auf drei Säulen: dem Schutz, der Förderung und der Beteiligung. „Sich mit dem Schutzgedanken immer nur eine der drei Säulen herauszugreifen bringt das Haus zum Kippen“, so Gunkel-Schwaderer weiter.
Damit bleibt also auch das Land Niedersachsen weit zurück hinter einer umfassenden Umsetzung der UN-Kinderrechtskonvention, wie sie der Kinder- und Jugendverband SJD – Die Falken fordert. Der Verband setzt sich schon seit über 100 Jahren gemeinsam mit Kindern und Jugendlichen für deren Interessen und Bedürfnisse ein. David Engelskirchen, Vorsitzender des Bezirksvorstands der Falken in Hannover ist überzeugt: „Der Ausbau der Beteiligungsrechte von jungen Menschen bringt einen gesellschaftlichen Wandel mit sich!“ Kinder, die früh gelernt haben, sich eine eigene Meinung zu bilden, fordern auch andere Rechte ein! Deshalb bedeutet die Stärkung der Beteiligung auch gleichzeitig eine Stärkung aller anderen Kinderrechte. „Sich aber ausschließlich auf den Schutz der jungen Menschen zu fokussieren, greift zu kurz, Engelskirchen weiter!“
Für die Falken geht es also aber um mehr: Die Umsetzung des Rechts auf bestmögliche Entfaltung der Persönlichkeit, um die Entwicklung der Fähigkeiten jedes Einzelnen Kindes zum Beispiel. Kinder müssen umfassend an gesellschaftlichen Entwicklungen beteiligt werden.
Gleichzeitig arbeitet beispielsweise hier in der Region die Mobile Medienarbeit „MOBiRED“ des Jugendverbandes. Sie tragen dazu bei, Beteiligungsrechte von Kindern, hier etwa das Recht auf Zugang zu Informationen und den Umgang mit Medien umzusetzen (siehe auch Art. 13 und Art. 17 der UN-Kinderrechtskonvention). Diese Arbeit bleibt vom Land bisher gänzlich ungefördert und ist permanent dem Überlebenskampf ausgesetzt. (siehe Pressemitteilung vom 05.05.09)
Aber das ist nichts Neues, wenn es um Kinder und Kinderleben geht: Kinder- und Jugendarbeit kostet Geld und braucht personelle Ressourcen. Diese Leistungen sind vom Gemeinwesen zu tragen. „Kinderrechte gibt es nicht zum Nulltarif!“ gibt Philippe Bulasch, Leiter des Projektes „Kinderleben findet Sta(dt)t“ zu bedenken. „Wir fordern das Land Niedersachsen auf, nicht auf einem Drittel des Weges stehen zu bleiben, sondern den Sonntagsreden von der Kinderfreundlichkeit dieses Landes Taten folgen zu lassen. Kinderrechte sind nicht aufteilbar!“ fasst Bulasch die Kritik zusammen.
Hintergrund:
Wie umfassende Beteiligung geschehen kann und wie es funktioniert, zeigen die Falken in ihrem Verbandsalltag: Im vergangenen Jahr fand ein europaweites Kinderrechte-Camp in der Nähe von Köln statt, bei dem Kinder ihre Vorstellungen von ihrer Welt entwickelten und nun auf verschiedenen Medien – unter anderem auf einer Informations-DVD – präsentieren.
Weitere Informationen:
Weiterlesen regional:
http://www.mobile-medienarbeit.de/
http://www.kinderrechte-lüneburg.de
(Das jüngste Beispiel für gelungene Medienarbeit und Beteiligung von Kindern im kommunalen Kontext: Das Kinderrechteportal für die Region Lüneburg. Hier sind Kinder aus Lüneburg dabei, ihre Lebenswelt auf die Umsetzung der Kinderrechte hin zu untersuchen. Als Kinderrechts-Detektive überprüfen die sechs- bis zehn-Jährigen ihre Stadt auf Kinderfreundlichkeit.)
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