McAllister baut Brücke für Brückentechnologie

Presseerklärung des Lüneburger Aktionsbündnis gegen Atom

Regierungserklärung enthält nichts Neues

Die gestrige Regierungserklärung des niedersächsischen Ministerpräsidenten McAllister wird durch die Presse von verhalten optimistisch bis euphorisch als Umkehr der Pro-Atompartei CDU gefeiert. In Wirklichkeit ist sie eine Perspektiventwicklung für den Weiterbetrieb der Atomkraft in Deutschland.

Ja, die Regierungserklärung spart nicht an gefühlvollen Nebelkerzen und rhetorischen Betroffenheitsklauseln. Aber schon die erkenntnisleitenden fünf Fragen und schon gar die Zielformulierung entlarven das Papier als das, was die CDU seit je her gut konnte: Geschliffene Formulierungen wählen, um sich alle Optionen offen zu halten.

Das Aktionsbündnis LAgA fragt sich dabei, was wohl ein „geordnet und planvoll(er)“ Ausstieg sein soll, wenn nicht der Weiterbetrieb von Atomkraftwerken, die nach dem Minimax-Prinzip berechnete Abwägung zwischen „Sicherheit“ und „Kosten“.

Die dabei gefundene Schnittlinie lässt dann plötzlich Atomkraftwerke als „sicher“ erscheinen, die es aber de facto nicht sind.

McAllister formuliert die Ziellinie am Ende des Überprüfungsmoratoriums so: „Am Ende steht eine sicherheitstechnisch begründete Rangfolge von Kernkraftwerken.“ Was bedeutet dies anderes, als eine weitere Perspektivbildung  f ü r den Weiterbetrieb von Atomkraftwerken?

Aber damit nicht genug: McAllister erklärt, dass die Kernschmelze beherrschbar sein muss. Nachrüstungen sollen auf diesen Fall ausgerichtet sein.

Was bedeutet dies anderes, als den Weiterbetrieb unter veränderten Bedingungen?

Die ewige Rede vom Restrisiko soll neben vielen anderen verharmlosenden Formulierungen suggerieren, dass da ein vernachlässigbarer Rest eines ansonsten hinnehmbaren oder beherrschbaren Risikos existiert. Dass aber genau dieser Rest uns den Rest geben wird müssen wir jetzt schmerzlich in Japan sehen!

Wir fordern: Abschalten aller Atomkraftwerke – sofort und ohne Option auf eine wie auch immer geartete Wiederinbetriebnahme!!!

Die größte Sicherheit besteht in der unwiderruflichen Beendigung des Abenteuers Atomkraft!

Die gesamte Erklärung strotzt nur so vor Klauseln, die sich zunächst nach etwas Neuem anhören, sich aber beim genaueren Hinsehen als alter Hut erweisen.

Besondere Brisanz dabei sieht das Lüneburger Aktionsbündnis gegen Atom in McAllisters Szenario der Gegenüberstellung von Atom- und Kohle-/Gaskraftwerken. Freya Rudek, Pressesprecherin vom Lüneburger Bündnis: „McAllister schlägt nun Kohle als neue ‚Brückentechnologie‘ vor. Dieses Gegenüberstellen von Atom- und Kohlekraft lehnen wir ab, da es nicht zeitgemäß und zukunftsweisend ist. Wir setzen auf 100 % erneuerbare Energien. Jeder Tag, den ein Atomkraftwerk länger läuft ist ein Tag in die falsche Richtung, weil er die Energiewende faktisch verhindert.

Die offizielle Sprachregelung bei den Regierungsparteien in Bund und Land, wirft AtomkraftgegenerInnen und Befürwortern von erneuerbaren Energien eine Verhinderungshaltung beim Ausbau des Fernhöchstspannungsnetzes vor. Selbst nach Stuttgart 21 ist hier keine Rede davon, dass vielleicht die Form der Transparenz und BürgerInnenbeteiligung bislang falsch war?!

So sehen wir hier den Dreh- und Angelpunkt bei allen Großprojekten: Menschen wollen nicht vor vollendete Tatsachen gestellt werden und die Verantwortung an die von ihnen Gewählten abgeben. Sie wollen involviert werden, mitentscheiden, sich einmischen, ernst genommen werden, verstehen.

Die parlamentarische Demokratie sieht hierfür Instrumente vor, die aber ausbaufähig sind.

Mit diesem demokratischen Selbstverständnis werden Projekte wie der Ausbau des Leitungsnetzes und die Konsequenzen eines raschen Umbaus des Energiesystems ein Projekt für alle – die Identifikation steigt, weil die Menschen verstehen, worum es geht.

Schluss jetzt mit den taktischen Spielchen von ewiggestrigen Atomikern!!!

Wir haben die Nase voll! Ähnlich beschwichtigende Formulierungen waren schon nach dem SuperGAU von Tschernobyl vor 25 Jahren falsch – nun im Laufe des MegaGAUs von Fukushima sind sie ein Tritt ins Gesicht all derer, die in Japan die Havarie von 6 Reaktorblöcken und vielleicht sogar der dortigen Wiederaufarbeitungsanlage mit 3000 Tonnen hochradioaktiven Materials zu erleiden haben!

Lüneburger Aktionsbündnis gegen Atom
17. März 2011

Kinder machen Radio zum Thema Atomkraft

Schon im Februar von Hamburger Kindern produziert und trotzdem hoch aktuell ist eine Radiosendung der „Radiofüchse“ aus Hamburg.
Medienpädagogin Andrea Sievers hat mit den Kindern die Beiträge erarbeitet und so lief bereits Mitte Februar in Hamburg die Sendung vom interkulturellen Kinderradio „Radiofüchse“ zum Thema „Atomkraft“.
Nun ist das Thema aus traurigem Anlass aktueller denn je. Einige Hörbeiträge und die ganze Radiosendung sind ab sofort auch online zu hören zu den Themen: Wie sicher sind deutsche Atomkraftwerke? Wie funktioniert überhaupt Atomkraft? Wohin mit dem Atommüll? Und wie gewinnt man Strom aus Sonne?

Einiges erklären die Kinderreporter selber, für Fragen zur Sicherheit haben sie den Experten Tobias Riedl von Greenpeace und die Pressesprecherin von Vattenfall Hamburg Frau Meyer-Bukow interviewt. Deren Aussagen erscheinen nun noch einmal in einem ganz anderen Licht…

Bilder und Töne der Spontan-Mahnwache in Lüneburg


Hier einige Eindrücke von der spontanen Mahnwache in Lüneburg vom heutigen Tag:

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AKTUELL: SPONTANE MAHNWACHE

Wir wollen aus aktuellen Anlass eine spontane Mahnwache  heute um 14.00 Uhr an der IHK /Am Sande veranstalten!

Vor wenigen Minuten war in der Presse die Rede von einer beginnenden Kernschmelze in einem der größten Kernkraftwerke der Welt in Japan.

Heute findet in Baden-Württemberg bei Neckarwestheim die Menschenkette Süd statt, was für symbolischer Tag!

Lasst uns gemeinsam eine Mahndemo gegen diese Atom-Technik abhalten,  bringt Kerzen, Flaggen  und Banner- wir sind mit Megaphon und Infos heute am Samstag ab 13.30 Uhr vor der IHK!

Bitte bedient hierfür eure E-Mail-Verteiler und SMS-Listen, regionale Presse wird vor Ort sein!

Niedersächsische WissenschaftlerInnen unterstützen Volksbegehren für gute Schulen…

Am heutigen Samstag erscheint in der „taz-nord“ das folgende Memorandum, unterzeichnet von namhaften WissenschaftlerInnen und Professionellen aus dem Bereich der Bildung:




Memorandum als PDF herunterladen (608 kB)

„Da erzähle mir niemand…

…dass das in Deutschen AKW nicht passieren kann!!!“

Kommentar von Georg Gunkel-Schwaderer

Es ist seit dem Bekanntwerden des Erdbebens in Japan klar, dass mehrere AKW davon betroffen sind, teilweise mit erheblichen Schäden. Immer mehr verdichteten sich die Anzeichen, dass zumindest im AKW Fukushima eine Kernschmelze passieren könnte.

Fluchs waren die japanischen Beruhigungsminister zur Stelle, hielten ihre Nasen in die Kamera und sagten, dass alles bislang unter Kontrolle sei.
Je später der Abend, desto illustrer die Gäste und so schickte sich der deutsche Bundesumwelt- und Transparenzminister  Röttgen an, schon mal das Kommende vorweg zu nehmen „Wir können nach allen Erkenntnissen, die wir haben, praktisch ausschließen, dass es radioaktive Auswirkungen auf Deutschland gibt, das liegt sowohl an der großen Entfernung zu Japan, als auch an den Erkenntnissen über die aktuelle Wetterlage… Ich kann nicht ausschließen, dass es dort zu einer Kernschmelze kommen kann“.

Nein, das kann er nicht der BUM Röttgen!

Wurde uns nicht vor Jahren erzählt, dass –statistisch gesehen– ein SuperGAU nur alle 10.000 Jahre passieren könne? Die Kernschmelzen in Lucens (Schweiz) 1969, Bohunice (Slowakei) 1977, Harrisburg 1979 (AKW Three-Miles-Island, USA) und schließlich Tschenobyl (Ukraine) 1986 beweisen es. Diese Technik –egal in welchem Staat– ist nicht beherrschbar! Schon im so genannten „Normalbetrieb“ wird hochradioaktiver Atommüll produziert, von dem die Menschheit weltweit nicht weiß wohin damit!

Aber ich höre schon die Stimmen deutscher Politiker, die uns wieder „auf den Boden der Tatsachen“ holen wollen. „Alles ganz schlimm – ABER: die deutschen AKW sind ganz anders ausgelegt… weltweit höchster Sicherheitsstandard… zum Glück nicht in einer Erdbebenregion…“

Wenn alle die Nachrichten tatsächlich zutreffen, die so gerade über den Ticker kommen und das AKW in Fukushima (und offenbar droht dies auch weiteren AKW, die derzeit ähnliche Probleme haben) wirklich explodiert ist, dann solle mir keiner unserer bekannten Schönredner kommen!!!

Wir wissen und prophezeien diese Szenarien seit mehreren Jahrzehnten. Nach Tschernobyl gewannen wir den Eindruck, dass viele Menschen umgedacht haben. Nicht aber die Atomindustrie und die von ihnen abhängigen PolitikerInnen!
Seit einigen Jahren planen sie die Renaissance der Atomkraft… „Alles ganz sauber, CO2-frei, billig…“ – nun wird sich zeigen, was sie sich ausdenken, nachdem ein westliches AKW betroffen war…

 

Update: Japan – Atomkraftwerk Fukushima

Wie befürchtet, hat mindestens das AKW Fukushima einen erheblichen Kühlmittelverlust erlitten. Nachdem das Kühlsystem versagt hatte beziehungsweise nur mit Notstrom-Aggregaten betrieben wurde, sprach ein ARD-Korrespondent von einem schlimmen Notfall: „Das Kühlwasser soll um 2 Meter gesunken sein, die Brennelemente gucken bereits heraus…“. Die Bevölkerung in der Region um Fukushima wird aktuell evakuiert.

Im AKW Okanawa sei ein Feuer im Keller ausgebrochen, was aber bereits gelöscht worden sei. Welche Schäden dabei entstanden sind, wurde nicht berichtet.

Hintergrund:
Japan setzt seit Jahrzehnten sehr stark auf Atomkraft. Das Land betreibt insgesamt 50 AKW, weitere Reaktoren befinden sich im Bau. Japanische AKW haben in der Vergangenheit oft durch zum Teil schwere Störfälle und Unfälle von sich Reden gemacht. Inwieweit diese aktuelle Katastrophe Rückwirkungen auf das japanische Atomprogramm haben wird, bleibt abzuwarten.

 

Schweres Erdbeben in Japan: Atomkraftwerke betroffen…

Laut ARD ereignete sich um 6:45 Uhr unserer Zeit ein schweres Erdbeben der Stärke 8,9 auf der nach oben offenen Richterskala.

Das Epizentrum lag nach Angaben von ARD etwa 400 km nordöstlich von Tokio, nahe der Stadt Sendai. Hier traf eine 10 m hohe Flutwelle der anschließend einsetzenden Tsunamis die Küste und diese Stadt, die schwere Schäden und Zerstörungen verursachte.

Vor allem wird befürchtet, dass auch die vier betroffenen AKW schwere Schäden davongetragen haben könnten. Die online-Ausgabe der „Zeit“ meldet auf Grundlage der japanischen Agentur Kyodo, dass „in einem Turbinengebäude des Atomkraftwerks Onagawa in der Provinz Miyagi ein Feuer ausgebrochen“ sei. Auch von einem „Notstand“ in einem AKW berichtet die Sondersendung der „tagesschau“. Immer wieder wird betont, dass keine Radioaktivität ausgetreten sei… Bei so einem starken Beben ist dies kaum vorstellbar. Gerade auch, wenn man der ARD-Information glauben schenken darf, dass bei mindestens einem AKW die Eigen- und Fremdstromversorgung ausgefallen sei, die zur Kühlwasserversorgung der Nachwärmeabfuhr nötig sei.

Die Nachrichtenlage verändert sich allerdings derzeit minütlich…

Wir schließen uns den Forderungen an, die Contratom formuliert:

  • Japan muss seine Investitionen in diese gefährliche Technologie bei der vorherrschenden Erdbebengefahr schleunigst überdenkten!
  • An den Standorten sollen weitere Reaktoren gebaut werden – diese Planungen sind sofort zu stoppen!
  • Atomkraftwerke abschalten – sofort!

Dies könnte gern auch weltweit passieren!!!

Weitere Infoquelle: contratom!

 

Soziale Frage beschäftigt Jugendliche…

Der Leserbrief von K.BS. (Falken-Jugendgruppe Lüneburg), veröffentlicht in der Landeszeitung, am Dienstag dem 8. März 2011 setzt sich mit der Argumentation eines neoliberalen Vortrags von Herrn Prof. Dr. Fuest auseinander, der behauptet, die Kosten für das Sozialsystem wären so hoch, dass wir sie uns nicht länger leisten können werden:

Zu: „Steht der Sozialstaat vor dem Kollaps?“, LZ 3. März 2011

Der Sozialstaat muss ausgebaut werden!

Prof. Dr. Winfried Fuest meinte in seinem Vortrag, Deutschland müsse den Sozialstaat radikal abbauen, was dem typischen, neoliberalen Denkmuster entspricht. Doch trotz der wieder florierenden Wirtschaft dank einer zunehmenden Liberalisierung der Märkte und dem damit verbundenen Abbau des Sozialstaates, geht es der Mehrheit in unserer Gesellschaft immer schlechter. Denn Studien belegen durchaus die These „ die Reichen werden immer reicher und die Armen immer ärmer“. So bezogen 1992 die oberen zehn Prozent der Bevölkerung 38,8 Prozent, 2001 hingegen schon 41,6 Prozent aller Markteinkommen, während der Anteil bei den unteren fünfzig Prozent der Bevölkerung von 5,4 auf drei Prozent am gesamten Markteinkommen sank. Dementsprechend sind die unteren Lohnstufen tatsächlich kaum höher als der Hartz-IV-Satz. Aber die Tatsache, dass viele Menschen schon mit Arbeit kaum noch einen materiell ausreichenden Lebensstandard erreichen  können, rechtfertigt doch in keinster Weise die indirekte Forderung von Prof. Dr. Fuest, die Hartz-IV-Sätze noch weiter zu senken. Vor allem, da die Arbeitslosigkeit in den meisten Fällen nicht selbst verschuldet ist, sondern durch die Wirtschaftslage verursacht wurde. Durch einen niedrigen Lebensstandart sinken auch die Bildungschancen drastisch, wodurch das Entstehen einer Zweiklassengesellschaft unaufhaltsam wird, mit allen sozialen Spannungen, die das mit sich bringt.

Um das zu verhindern, müsste der Sozialstaat nicht etwa abgebaut, sondern drastisch ausgebaut werden, sodass in allen Lebenssituationen ein in Würde geführtes Leben durch hohe Mindestlöhne und eine gute Sozialversicherung gewährleistet wird. Und dafür müsste natürlich auch die Steuerlast für die Wohlhabenden stark angehoben werden.

Allerdings kann dieser Ausbau des Sozialstaates in großem Umfang nur gemeinsam innerhalb der EU angegangen werden, denn nur wenn alle Länder gleich stark regulieren, sodass es Unternehmen und Kapital nichts bringt den Standort innerhalb der EU zu wechseln, wird eine hohe Steuerlast nicht zum wirtschaftlichen Nachteil für ein Land. Was wir also brauchen, ist eine Wirtschafts- und Steuerunion innerhalb der EU! Doch wir müssen jetzt handeln, denn sonst wird innerhalb der nächsten zwanzig Jahre unsere Gesellschaft  mit zunehmender Liberalisierung zu einem sozialen Brennpunkt mit abgeschotteten Reichensiedlungen verkommen, ebenso wie die Währungsunion zusammenbrechen wird. Es liegt in der Hand von uns Wählern das zu verhindern und die Politik zu einem konsequenten Umdenken zu  bewegen!

K. BS.
(Bienenbüttel)
Schüler*in (13.Klasse)

Infotag zu „KIS“ am 26.03.2011

Klick das Bild zum Download des ganzen Flyers (zweiseitig, PDF, 404kB, 125dpi)…

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